Wenn man zum ersten mal in Frankreich Urlaub macht, ist es sinnvoll,
mit der Normandie anzufangen.
Zum einen, weil dies das "alte Frankreich" ist und weil man hier einen guten Einstieg
in das Land bekommt.
Die Region im Nordwesten Frankreichs hat Kultur, Geschichte und leckeres Essen zu bieten.
Vorab sei aber allen Interessenten ans Herz gelegt:
Machen Sie sich mit den Basics dieser Sprache vertraut!
Die üblichen Höflichkeitsfloskeln wie Begrüßung, Bedanken usw. werden auch in Frankreich geschätzt, helfen aber nicht weiter.
Unbedingt notwendig sind Zahlwörter von 1-10, Richtungsangaben (links, rechts)
und alles was in einer Speisekarte auftauchen kann.
Wenn Sie das erste Mal eine französische Speisekarte in den Händen halten,
werden Sie mir für diesen Tipp dankbar sein und Ihr Essen ohne Überraschungen
genießen können.
Ich werde später noch auf die hiesige Küche zu sprechen kommen...
Es gibt 2 Dinge, die einem hier in der Normandie sofort ins Auge fallen:
Die ausgesprochen fantastischen Straßen und die vielen Schlösser,
von denen es gefühlt in jedem Dorf eins zu geben scheint.
Vervollständigt wird das Bild durch alten Städte mit grandiosen Kathedralen und
eine Naturlandschaft mit Wäldern und grünen Auen an Bächen und Flüssen.
Deshalb werde ich zuerst auf die die südlich gelegene Basse-Normandie eingehen.
Ich kann mir an dieser Stelle nicht verkneifen, Sie vor einer lokalen Spezialität zu warnen:
Besonders im Departement Orne stößt man häufig auf Anduille, eine weiße Innereienwurst.
Diese riecht und schmeckt wie Erbrochenes. Machen Sie besser einen Bogen darum!
Die anderen hiesigen Delikatessen von Cidre bis Pfahlmuscheln kann ich hingegen bedenkenlos empfehlen.
Ein sehr schönes Ausflugsziel ist Alencon,
die Hauptstadt des Departements Orne.
Die Stadt ist klein genug, um alle Sehenswürdikeiten
bequem zu erlaufen und hat trotzden einiges zu bieten.
Am aufälligsten ist die Notre Dame genannte Kirche
im Flamboyantgotikstil des 15. Jh.,
das Adelspalais Maison D`Ozè an der Stadtmauer,
sowie das angrenzende Altstadtviertel St. Leonard
mit vielen mittelalterlichen Fachwerkhäusern.
Kleine Restaurants gibt es in Hülle und Fülle,
besonders erwähnenswert ist in der Rue de Fresnay 2 das Restaurant Le San Remo.
Wer auf den Geschmack gekommen ist, dem empfielt sich ein Tagesausflug
ins 160Km entfernte Rouen.
Diese Stadt hat mehr zu bieten, als nur die Erinnerung an die 1431 auf dem
Place du Vieux Marche verbrannte Nationalheldin Jeanne d`Arc.
Gleich am unterirdischen Parkhaus steht die Abbatiale Saint Quen,
eine beeindruckende Abteikirche, die ein noch oppulenteres Gegenstück
am gegenüberliegenden Ende der Altstadt hat:
Die Cathedrale Notre Dame de Rouen im typischen Flamboyantgotikstil.
Auf den Weg dorthin, immer westwärts, kommt man am Palais de Justice
aus dem 16.Jh im gleichen Baustil vorbei.
Das als eines von sehr wenigen nichtsakralen Bauten im gotischen Stil errichtete Palais
wurde im 2. Weltkrieg durch Bombenangriffe völlig zerstört und danach in Detailarbeit
25 Jahre lang wieder aufgebaut.
Wenn man sich an der Pracht sattgesehen hat, befindet sich ganz in der Nähe
auch der Uhrenturm Gros Horloge, der seinesgleichen sucht.
Es gibt sogar die Möglichkeit, das Uhrwerk zu besichtigen.
Wer dem Großstadtrubel entfliehen möchte, findet auch auf dem Land allerlei Sehenswertes:
In Lassay les chateraux befindet sich beispielsweise eine sehr gut erhaltene Burg
aus den 10/11 Jh., die täglich am Nachmittag
besichtigt werden kann.
Burgenfans kommen hier voll auf ihre Kosten, auch wenn die Führungen auschließlich französisch angeboten werden.
In Bagnoles de l`Orne gibt es ebenfalls ein schönes Schloss mit Park, welches als Rathaus dient: Chateau Gouplin ist kein echtes Schloss mit Historie, da es erst im 19.Jh erbaut wurde. In der Nähe befindet sich im Park das sehenswerte Mausoleum der Gründerfamilie.
Man sollte sich, wenn man einmal in der Gegend ist,
auch die Top-Sehenswürdigkeit nicht entgehen lassen.
Der Mont Saint Michel ist total überlaufen,
die Souvenierläden und Restaurants meistens Abzocke
und auf dem steilen Weg nach oben zur Abtei rempeln sich Omas rücksichtslos an jedem vorbei, der im Weg ist.
Aber egal. Man muss es einmal gesehen und erlebt haben:
Die Kombination aus rauer Seeluft und alten Mauern
mit wechselvoller Geschichte ist unvergleichlich.
Tipp: Wenn Sie Muscheln (Moules et Frites) mögen,
essen Sie diese dort -es lohnt sich!
In Küstennähe, östlich der Halbinsel Cotentin befinden sich weitere Attraktionen der Normandie: Besonders die Gegend um Bayeux ist reich an Sehenswürdigkeiten.
Bayeux ist eine französische Kleinstadt wie aus den Bilderbuch und im Gegensatz zum 30Km südlich gelegenen Caen völlig unzerstört durch den 2.Weltkrieg gekommen.
Das historische Stadtzentrum hat zwischen der Kathedrale und der
alten Mühle einiges zu bieten.
Tipp: Begrenzte Parkkapazitäten findet man in der Nähe der Vegnügungsmeile Rue Saint-Jean.
Zum essen kann ich hier das Restaurant La Fringale sehr empfehlen.
Etwas außerhalb des Zentrums kann man das sehenswerte Musee de la Bataille de Normandie besichtigen.
Weitere D-Day Museen in der Umgebung bieten sich ebenfalls für einen Besuch an.
Die Ticketpreise liegen zwischen 6
und 10€.
Auf dem dirkten Weg zum Meer kommt man an der
Abbaye Sainte-Marie vorbei.
Das Kloster wurde im 12. JH.
von der Herrscherfamilie Plantagenet geründet und verfiel nach der Revolution von 1789.
Seit 1930 versucht eine private Initiative, die Überreste des Klosters zu bewahren und dessen Bedeutung weiter aufzuarbeiten.
Die ganze Anlage ist sehr gepflegt und man bekommt außer ein paar Ruinen auch einen schönen, traditionellen Klostergarten zu sehen. Die Eintrittsgebühr von 5€ dient ausschließlich dem Erhalt des Klosters.
3Km weiter, direkt hinter der Steilküste, kann man die ehemalige deutsche Artilleriestellung
Longues sur Mer besichtigen.
Mitten in einem Kornfeld stehen
4 Geschützbunker, die früher Teil des Atlantikwalls waren.
Vom Beobachtungsposten direkt an der Steilküste kann man die Überreste eines allierten Mulberryhafens im Meer erkennen, der kurz nach dem D-Day in Betrieb genommmen wurde.
Ein paar Km westlich kommt man nach Colleville sur Mer, besser bekannt als
Omaha Beach.
Hier startete am 06.06.1944 die größte militärische Landungsoperation der Neuzeit,
die zum Kriegsende in Europa 1945 führte. Etwa 4400 alliierte Soldaten fanden am Strand wärend der 8-stündigen Kampfhandlungen den Tod.
Heute erinnert nur ein großes Mahnmal und der alliierte Soldatenfriedhof oberhalb des Strandes an diese Zeit.
Der kilometerlange Sandstrand geht flach ins Meer über und eignet sich gut für Familien mit kleinen Kindern zum baden. Weiter draußen profitieren Kitesurfer von den Windverhältnissen an der nahen Steilküste.
Genießen Sie Ihre Zeit in der Normandie und bewahren Sie sich ein schönes Stück Frankreich im Herzen.